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Die krisenerprobte Chefin

Lydia Buchli Strolz ist die starke Frau im Betrieb der Strolz Holzbearbeitungsmaschinen & Mechanik in Fiders. Sie lenkt seit über sechs Jahren die Geschicke der Firma mitsamt ihren fünf Mitarbeitern. Kraft hat die Unternehmerin in den vergangenen Jahren reichlich gebraucht, denn 2014 verstarb ihr Ehemann, der die Firma aufgebaut hatte.


Auf der Fahrt ins Prättigau zwischen Schiers und Küblis lässt rechter Hand manch einer das Holzgebäude mit den markant gelben Metallträgern «links liegen». Dass darin seit dem Tod ihres Mannes eine Frau alle Entscheidungen selber trägt, ist vielen unbekannt.


Aufgeben = no option

Peter Strolz war ein «Daniel Düsentrieb». Der gelernte Schlosser düftelte und fand für jedes mechanische Problem eine Lösung. Holz war das Material, das ihm durch seinen Vater ans Herz gelegt wurde und so machte er sich damals 1990 selbstständig. Er flickte und verkaufte Holzbearbeitungsmaschinen, bildete sich weiter und baute einen ersten Teil der Halle an der Prättigauerstrasse. Wohlvermerkt: Seine Krebserkrankung dominierte damals schon das Leben des Paars. Doch Lydia unterstützte ihn in der Verwirklichung seines Traums, machte fortan die Administration und der Betrieb wuchs. Das Damoklesschwert der Krankheit stets im Genick, welches 2014 gnadenlos zuschlug.


Vom Umfeld getragen

«Diesen Betrieb gibt es nicht mehr lange» munkelten die einen hinter vorgehaltener Hand. Doch Lydia Buchli Strolz belehrte sie eines Besseren. Es waren nicht zuletzt soziale Aspekte welche sie bewogen, nicht aufzugeben und das Lebenswerk ihres Mannes weiterzuführen. «Das Schwierigste war, dass ich technisch keine Ahnung hatte», resümiert die engagierte Frau, «man konnte mir angeben, was man wollte und es war für mich schwierig, mit Innovationen am Puls der Zeit zu bleiben». Eine riesige Unterstützung leisteten ihr neben dem privaten Umfeld die teils langjährigen Mitarbeiter. Gemeinsam gelang es, das benötigte Fachwissen von Holz und Metall in den Bereichen Mechanik und Technik zu vereinen. Der aktuelle Kundenstamm an Schreinereien, Zimmereien und Holzbaubetrieben zieht sich durch die 7000er-Postleitzahlen hindurch bis ins St.Galler Rheintal und das Fürstentum Liechtenstein.


Eurokrise, Zweitwohnungsschock und Corona

«Irgendwas ist immer» meint Lydia Buchli Strolz pragmatisch und das zehre schon ab und zu ordentlich an der Substanz. Doch zumindest im ersten Halbjahr habe ihr Betrieb die Coronakrise gut gemeistert. Die «Coronazückerli» seien dann vermutlich anderweitig verteilt, bis die Auswirkungen des derzeit stagnierenden Kundenverhaltens im nächsten Jahr zu spüren seien, befürchtet die Chefin.

Doch hoffen wir, dass diese Prognose nicht eintreffen wird. Und wenn jemand geübt ist im Meistern von Krisen, dann ist es diese KMU-Frau. Zum Glück weiss sich Lydia Buchli Strolz in ihrer Freizeit vielseitig mit laufen, golfen und skifahren zu beschäftigen. Aber sie beteiligt sich auch aktiv in Frauen-Netzwerken wie den KMU-Frauen des BGV oder den BPW-Frauen. Ein solcher Ausgleich wird bitternötig, wenn man so früh den liebsten Menschen an seiner Seite und gleichzeitig auch seinen grössten und ehrlichsten Kritiker verliert.


Quelle: https://www.kgv-gr.ch/tl_files/Marktplatz/225.pdf


06.04.2020